Der im Jahre 1906 geborene Heinonen studierte sowohl im Zeichensaal der Universität Helsinki als auch in Paris, Antwerpen und Rom. Rektor der Akademie der Bildenden Künste Finnlands war er in der Zeit von 1941-1956.

Die engsten Vorbilder Heinonens sind Corot, Bonnard und Dunoyer de Segonzac, ihm am nächsten stehende Schüler wiederum Helge Dahlmann und Tapani Raittila.

Als Heinonen in der Nachkriegszeit Rektor der Kunstakademie war, hatte er schon beste internationale Kontakte. Er beeinflusste das farbliche Denken der gesamten neuen Generation. Professor Heinonen stellt auch insofern eine Ausnahme dar, als er trotz seines hohen Alters weiter aktiv malt.

Der Hausherr des Herrenguts Pyhäniemi, Heikki Tuominen, hat einen interessanten Querschnitt von 60 Arbeiten aus dem Werk Heinonens ausgewählt, beginnend mit den 30er Jahren bis heute. Zuletzt konnten Heinonens Arbeiten ausgiebig 1979 im "Kunsthaus" der Stadt Helsinki bewundert werden. Und obwohl 16 Jahre im Leben von Aarre Heinonen ein kurzer Abschnitt sind, konnte in dieser Zeit eine junge Generation heranwachsen, für die der Künstler Heinonen neu ist.

Meister des Porträts

Von dem als Meister für Landschaften und Stilleben bekannten Künstler werden in der Ausstellung Pyhäniemi auch Akte und andere Frauenbildnisse gezeigt. Die aus der Aktmalerei der 30er Jahre entstandenen Frauenbildnisse sind intuitiv gut ausgewählt und betreffen gerade diese Epoche. Diese Frauenbilder repräsentieren sowohl "femme fatale" als auch Mädchenportraits mit hell schimmernder Haut. Beispielsweise die schwarz gekleideten Damen in den Portraits Maire von Bonsdorff und Frau Helkama. Sie sehen nicht aus wie Witwen in schwarz, sondern wie in sich ruhende geheimnisvolle Damen von Welt. Lady in black – Frau Helkama mit ihren langen Handschuhen – ist eine Auftragsarbeit, die nie eingelöst wurde. Der Grund dafür ist bis heute ein Rätsel.

Ein sehr feines Frauenporträt stellt auch das Bild von Tuomi, Ehefrau des Künstlers, dar. In diesem Gemälde ist es Heinonen gelungen, ein für die Zeit typisches androgynes, knabenhaftes Frauenbildnis darzustellen. Das von allen Bildern bekannteste Porträt, das sich zur Zeit in der Sammlung des Kunstmuseums der Stadt Lahti befindet, dürfte das Bildnis von dem Kunstkritiker E.J. Vehmas sein. Vehmas wird in dem Bild als ein für die Zeit typisches, ein wenig "feminin" kokettierendes und dekadentes Wesen dargestellt – mindestens mit den Augen eines Außenstehenden gesehen, der ihn nicht persönlich gekannt hat. Diejenigen, die E.J.Vehmas kannten, erkennen ihn sehr gut in dem Bild wieder. Dieses Portrait liefert auch ein deutliches Vorbild für viele "Kleinvehmas" dieser Zeit.

Bevor Heinonen bildender Künstler wurde, hatte er im Konservatorium Musik studiert. Hier ist man versucht, den Einfluß auf den musikalischen Rhythmus seiner Stilleben und Porträts zu finden; ebenso wie vielleicht den Einfluß des Pharmaziestudiums auf die "exakte" Art und Weise, Material in seinen Gemälden anzuwenden und zu kombinieren. Seine Maltechnik hat er sich während des Studiums in Antwerpen angeeignet.

"Ein tiefes und feines Gefühl"

Heinonen findet als "Nichtexpressionist", Vertreter der "Pariser Tradition" und der "Epoche des reinen Malerischen" selbst in Paris Anerkennung. Eine Ausstellung, die dort im Jahre 1951 stattgefunden hatte, wurde von der Zeitschrift L'Aube wie folgt kommentiert:

"Der Edelmut seiner Töne und die Feinheit der nebeneinander gesetzten Farben zeigt die Gemälde, wie auch die leichten und klaren Aquarelle Aarre Heinonens als Werke eines Meisters, die ein tiefes und feines Gefühl ausdrücken."

Die Kunst von Heinonen scheint immer aktuell zu sein.



Text:
Anne Rouhiainen (Helsingin Sanomat, 10.08.1995)

Übersetzung:
Raija Kern, Berthold Masing